Lockdown für weitere Gebiete? Deutsches Land verspricht Klarheit

Nordrhein-Westfalen will am Wochenende Klarheit darüber haben, ob das Corona-Virus in den Kreisen Warendorf und Gütersloh aus der Belegschaft des Tönnies-Schlachthofs die übrige Bevölkerung erfasst hat.
“Wir wollen mit einer möglichst hohen Zahl an Testungen dann vielleicht am Sonntag auch wissen, ob das Virus (..) übergesprungen ist”, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag. Für beide Kreise hatte die Landesregierung deutliche Einschränkungen des öffentlichen Lebens verhängt, um den Corona-Ausbruch in einem Tönnies-Schlachthof einzudämmen.
Mehrere Bundesländer reagierten mit einem Beherbergungsverbot für Gäste aus Landkreisen mit hohen Infektionszahlen, Österreich verhängte eine partielle Reisewarnung für das bevölkerungsreichste Bundesland. Der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer sieht indes einen ersten kleinen Hoffnungsschimmer. 230 Befunde nach aktuell 600 Abstrichen von Bürgern abseits des Schlachthofs hätten keinen positiven Befund auf Corona ergeben.
Lockdown für zwei Regionen
Nordrhein-Westfalen hatte am Vortag auf den bundesweit bisher größten einzelnen Corona-Ausbruch reagiert und einen “Lockdown” für die benachbarten Landkreise Gütersloh und Warendorf verhängt. Beim Fleischverarbeiter Tönnies im Kreis Gütersloh hatten sich zuvor über 1500 Mitarbeiter mit dem Virus infiziert. Bayern hatte auf die neuen Infektionsherde reagiert und kündigte ein Beherbergungsverbot für Gäste aus Landkreisen mit hohen Infektionszahlen an, darunter auch Gütersloh. Ausnahmen will Bayern nur für Gäste mit negativem Coronatest machen.
Ministerpräsident Armin Laschet warnte erneut davor, Bürger aus Gütersloh zu stigmatisieren: “Ich stelle mich vor die Menschen aus Gütersloh.” Er habe in dieser Sache mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder telefoniert, der klar gemacht habe, dass Menschen aus Gütersloh willkommen seien, sagte Laschet im Landtag.
Tönnies-Fabrik als Hotspot
Das Virus war bereits in zahlreichen Schlachthöfen ausgebrochen, unter anderem auch in den USA oder Großbritannien. Hot-Spot in der Bundesrepublik ist derzeit die Tönnies-Fleischfabrik im Kreis Gütersloh. Bei den Ausbrüchen könnte kalte, trockene und nicht aufbereitete Luft eine Rolle gespielt haben, erklärt der Hygiene-Professor Martin Exner nach einer ersten Begehung des Tönnies-Betriebs. Diese Erkenntnis könnte Konsequenzen für die ganze Branche haben. Abhilfe könnte eine Hochleistungsfiltration schaffen.
Laumann übte erneut harte Kritik an den Arbeitsbedingungen in der Fleisch-Industrie: “Dieses System hat mit einer humanen Arbeitswelt nichts zu tun.” Die Konzerne Tönnies und Westfleisch hätten vor wenigen Wochen gesagt, ohne Werksvertragsarbeitnehmer breche das System zusammen. Jetzt sagten beide, es könne auch ohne solche Arbeitnehmer gehen: “Also, verarschen kann ich mich selber.” Die Bundesregierung will Werksverträge untersagen.
(Reuters)